Interview Michel

Interview 24.10.2025 von Michael Kneule mit Michael Kneule von Red Hot n Blues

Michael Kneule ist der Sänger einer süddeutschen Bluesrockband namens „Red Hot n Blues“.  Selber kokettiert das Quartett damit, die unbekannteste Bluesband der Welt zu sein. Und jedes Jahr träumen sie davon, diesen Umstand zu ändern. So auch 2026.

Hallo Michel, bei euch steht einiges an. Was kannst du berichten?

Hallo Michael. Wir sind mit „Low Performer“, unserer zweiten Scheibe, in den letzten Zügen. Anfang Januar nehmen wir noch zwei künftige Evergreens auf (lacht), und dann muss die Musik zu den Menschen. Dazu schneiden wir noch zwei sehr intime Konzerte mit (Anm. der Redaktion: 5. und 6.12. in Heidenheim/Halbe Treppe). Sollte es gut funktionieren, wird da vielleicht auch noch eine CD gemacht. Mal sehen.

RHNB gibt es ja seit 2019 und die dunkle Zeit hat euch genau im Start hart erwischt.

Das stimmt. Uns kannte man ja nur regional von unseren alten Projekten, und wir hatten schon einige Jobs ausgemacht, wo sich die Veranstalter von unserer Euphorie anstecken ließen. Da hat uns die Erkältungswelle einen bitteren Strich durch die Rechnung gemacht. Wir konnten genau ein Konzert spielen und einen Tag später war alles dicht.  Andererseits haben wir uns in einem Keller, nur mit unseren Instrumenten und einer Lavalampe, eingeschlossen und unsere erste Platte „Delightful Nights“ geboren.

Die ihr ja laut eigenem Bekunden auch selbst produziert habt.

Ja genau. Jens, unser Mann an den Tasten, ist ein unglaublicher Techniknerd und hatte mit seinem Dad zusammen alles mögliche Zeug. Und Chris hatte einen ehemaligen Dozenten aus Stuttgart am Start, der Tontechniker war. Wir brachten die zwei zusammen und sie telefonierten mehrere Tage. Für mich als völlig Ahnungsloser, was solche Dinge anbetraf, passierte dann Wunderliches.

Wir fuhren mit unserem Bandbenz in ein kleines Dorf an der Schwäbisch-Bayrischen Grenze und bauten unser Geraffel im Proberaum des Musikvereins auf, der einst erste musikalische Station von unserem Organisten Jens war.

Als wir fertig waren, schaltete sich Heiko via Internet auf die Signale aus Zöschingen. Per Telefon gab er dann so Anweisungen, wie „mach mal das Micro der Basstrommel 5 cm weiter nach rechts“ usw.

Als dieser Prozess ein Ende fand, schalteten wir die Lavalampe an und legten los. Das Ergebnis liegt euch ja vor.

Anmerkung der Redaktion. Die erste Produktion der Band klingt klasse und wir sind baff über den gewählten Weg. Toll.

Und wie habt ihr es bei der kommenden Scheibe gemacht?

Da wir ziemlich happy mit „Delightful Nights“ waren, genau gleich.

Kein professionelles Studio?

Vielleicht liegt es daran, dass wir unsere Ruhe brauchten. Wir waren in unserem Zen. Und wenn es dann mal zu viel wird, gehst du kurz vor die Tür und atmest durch. Kein Lichtsmog, kein Straßenlärm. Es gibt keine Bars und Clubs. Nur Dorfgeräusche. Mal ein Wiehern von einem der Pferde des örtlichen Reitvereins. Mal ein Good Morning von einem Hahn. Das war‘s!

Klingt erwachsen. Habt ihr gar nichts verändert?

Bei den Aufnahmen nichts. Nur bei der Musik vielleicht. War es bei bei Delightful Nights noch so, dass wir die Hörer nicht überfordern wollten und uns nicht in endlosen Solis verzettelten, haben wir uns bei Low Performer einfach mehr getraut. Wir sind ‘n Ticken moderner. Da wir ja jetzt wissen, dass unsere Musik nur eine kleine Zuhörerzahl hat, haben wir einfach noch mehr Sachen gemacht, die uns selber glücklich machen. Keine Plattenfirma zu haben, hat auch seine Vorteile. Du bist frei. Nicht berühmt oder bekannt. Aber frei.

Jetzt sind wir wirklich gespannt. Werden auf Low Performer auch Cover zu hören sein?

Nein. Chris Leipold, unser Gitarrist und Sänger schreibt so viel, dass hierfür kein Platz ist. Meistens fällt ihm beim Mittagsspaziergang ein neues Lick oder ein cooler Satz ein. Und dann ist er wie ein Jagdterrier im Dachsbau. Er ist erst zufrieden, wenn er den Dachs bzw. den fertigen Song erlegt hat. (Lacht).

Kommen wir langsam zum Ende. Wie läuft‘s mit dem Spielen? Als unbekannteste Band der Welt dürfte sich das ja mit dem Booking schwierig gestalten.

Da muss ich dir Recht geben. Aber in letzter Zeit bekommen wir immer mehr Anrufe von Veranstaltern, die uns gehört haben. Oder wir werden weiterempfohlen von Konzertbesuchern. Dass wir fast nur eigenes Zeug spielen, finden auch immer mehr dufte. Denen geht’s halt wie uns. So wie die Sweet Home Chicago nicht mehr hören können, wollen wir es auch nicht mehr spielen. Und obwohl wir so ein paar Lieblingsongs von unseren Vorbildern haben, gibt es auch immer mehr Eigenes. Wenn was rausfällt aus dem Programm, führt das zu harten Fights in der Band. Die tragen wir in der Schwitzhütte hinter dem Musikverein Vereinsheim aus. Und hauen uns mit den nassen Handtüchern so lange auf den Po bis einer nachgibt. (Lacht.)

Dann sag ich mal Danke für dieses Interview. Ich drück euch die Daumen für dir Zukunft. Sag den Jungs Grüße.

Danke. Die werden sich freuen. Mach‘s gut.